“REISE DURCH DAS LABYRINTH” / LABİRENT’DE YOLCULUK

berlin davetREISE DURCH DAS LABYRINTH

ISTANBUL-BERLIN

Eine Ausstellung von jungen Künstlerinnen und Künstlern aus Istanbul

Deniz Akaydin, Özgül Arslan, Sebnem Basar, Seyda Cesur, Selim Çatkin, Ebru Erel, Necla Kahyaoglu, Ali Kocakaya, Nalan Kumlali, Fatma Korkut, Sükran Mertcan, Canan Senol, Gürdal Yücel

Kuratorin: Beral Madra

1- 8 September 1998 Ausstellungsraum Pozzo Pozozza (Julia Lohmann, Carlotta Brunetti)

mit freundlicher Unterstützung von Berlin Kreuzberg Bezirksamt, Istanbul Kadiköy Bezirksamt, Pozzo Pozozza-Berlin, BM Contemporary Art Center-Istanbul

Begrüssung: Franz Schulz, Bezirkbürgermeister von Berlin Kreuzberg, Beral Madra, Kuratorin der Ausstellung, Prof. Kadri Özayten, Fakultät der Schönen Künste der Marmara Univeristät, Abteilung Malerei

Pozzo Pozozza, Katzbachstrasse 19- 10965 Berlin Kreuzberg

Begrüssung/ Karşılama Franz Schulz, Bezirkbürgermeister von Berlin Kreuzberg Beral Madra, Kuratorin der Ausstellung

Diese Ausstellung schließt unter anderem den Anbruch einer Umwandlung in der Stellung der post-peripheralen KünstlerInnen gegenüber der jahrhundertlangen Vorrang der institutionellen Kunst in der Türkei. Diese jungen Künstlerinnen und Künstlern sind die ersten VertreterInnen der eigentlichen Globalitaet; sie kennen keine geographische oder nationalistische Hemmungen oder Grenzen. Ihr Bestreben Unvorstellbares als Alltag zu erleben, ihre Wille dem Post-utopischen die Möglichkeit zu geben und ihre Entschlossenheit jede Minute in ihrer Werdegang zu berechnen ist auffallend. Dabei sind sie nicht romantisch, heroisch oder abenteuerlich; umgekehrt sind sie post-realistisch, eindeutig und kalkulierend. Sie sind die Kinder einer Generation, die den Übergang von Modernismus zur Post-modernismus, von Isolation zur Kommunikation, von Homogenitaet zur Heterogenitaet und von Ideologie zur Strategie erlebt und erduldet haben. Diese Übergaenge sind jetzt Knotenpunkte allen Geschehens geworden und nötigen eine andere Widerstandsfähigkeit und Attitüde ab, die sie in ihren Werken enkodiert bekanntmachen. Man denkt, dass, die Auseinandersetzung mit privat Biographien, die entblößte Veranschaulichung der Existenz in der Grossstadt, der direkte Zugriff auf das eigene oder andere Leib eine Präsentation ohne Tiefgang ist und dass an Anschaulichkeit nichts zu wünschen übrig bleibt. Gerade diese Wahrnehmung ist diese Werke angemessen, denn die KünstlerInnen sind bewusst, dass dem Vokabular und Inhalt der gegenwaertigen Kunst etwas neues Hinzufügen eher fraglich ist. Bewusst lassen sie den Zuschauer in der Oberflaechlichkeit oder in dem Schein den Halt verlieren. Sie sind in eine Welt der Knotenpunkte geboren und wissen dass dieser Netz nur das Abgleiten gebilligt und nicht ein Sich ganz hingeben erlaubt.

Die Ausstellung als „junge türkische Kunst“ bestempeln wird aus zwei Gründen einseitig sein. Erstens geht in ihren Werken nicht nur um lokale gegenwaertige gesellschaftliche Probleme, sondern um Pop und Medien, um die erschöpfte Ideale, mangelnde Orientierungen, um die Kluft zwischen den Generationen und Klassen, um die politische und gesellschaftliche Rücksichtslosigkeit, um die fehlende öffentliche Diskussion und Kritik, die überall offen zutage treten. Zweitens erscheint die zeitgenössische Kunst in dieser Form nicht überall in der Türkei, sondern ausschließlich in den drei Grossstaedten, Istanbul, Ankara, Izmir. Das haengt sicher zuerst mit dem sozio-ekonomischen Milieu zusammen, aber auch von dem fehlenden offiziellen Kulturpolitik, von der Kunstmarkt und Kultur- Unternehmerschaft. Nach dem Abschluss der Studium sind die Künstlerinnen und Künstler auf das Engagement einiger privaten Galerien in Istanbul und Ankara angewiesen. Es fehlen öffentliche Stipendien, Ateliermöglichkeiten, museale Institutionen wie Kunsthallen und Kunstvereine. Unter diesen Umstaenden ist es für sie nicht so einfach von sich hören zu lassen. Trotz der fünf Istanbul Biennale, die in der Weltkunstpresse umfangreich publiziert wurde, hinkt die zeitgenössiche Kunst von dieser Hinsicht nach der internationalen Entwicklung hinterher.

Beral Madra